Rückblick: Gangtok

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Gangtok

Das Ende meiner Wanderung

Ich bin am Ende meiner Wanderung in Nordindien, in Gangkok angelangt und möchte micht mich zunächst bedanken für die viele Unterstützung, die ich auf meiner Reise erhalten habe.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen welche ich mir vor meiner Reise angesehen habe, überwiegend aus Europa und den USA  zeigen zwar klar den Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Schlaf, können auch entsprechende Gehirnströme messen und nachweisen, es gibt allerdings kaum bewährte Methoden um Einfluss darauf zu nehmen.

Ich hatte mich deshalb zu dieser Wanderung durch Indien entschlossen, da sich die Menschen hier bereits seit weit über 2500 Jahren mit den Bewusstseinszuständen beschäftigen und Techniken entwickelt haben dieses Bewusstsein zu pflegen. Hier treffen verschiedene interessante Strömungen aufeinander, vom Taoismus in China, welcher vermutlich den Buddhismus inspiriert hat, die vedische Kultur, die Buddhistischen Lehren bis hin zum modernen Yoga.

Dem Wesen nach ist die Schlafstörung nämlich auch eine Bewusstseinsstörung. Also eine Störung wie du dich selbst wahrnimmst. Und diese Wahrnehmung können wir beeinflussen.

Ich möchte das gerne etwas näher beleuchten, was dein Bewusstsein bzw die Wahrnehmung deines Lebens mit deinem Schlaf zu tun hat.

Du kannst ganz grundsätzlich zwei Zustände unterscheiden, nämlich die Wahrnehmung welche du im Wachzustand erlebst und die Nicht-Wahrnehmung während des Schlafs.

Was nimmst du denn überhaupt wahr? Du kannst unterscheiden zwischen zwei Wahrnehmungen. Einerseits die Empfindungen deiner Sinne, für die du auch Organe hast, also Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen.  

Der zweite Bereich umfasst die Wahrnehmung deiner Stimmungen, also Empfindungen denen du keine Organe zuordnen kannst. Dazu gehörten Freude, Trauer, Angst oder Scham.

Im Schlafzustand sind sowohl deine Empfindungen als auch die Wahrnehmung deiner Stimmungen eingeschränkt. Das heißt du hörst nichts oder wenig, siehst nichts, riechst, schmeckst und fühlst so gut wie nichts wenn du schläfst

Ich denke eines ist jedem klar, wer Probleme wälzt oder aufgeregt ist kann nicht richtig schlafen. 

Erschreckend finde ich aber folgendes: Empfindungen und Stimmungen sind nicht nur Ursachen von schlechtem Schlaf, sondern auch eine Folge.

Nicht nur deine geistige Leistungsfähigkeit ist von gutem Schlaf abhängig. Was ich in Gesprächen in den letzten Wochen erfahren habe, ist dass Schlaf die wichtigste Voraussetzung ist für Selbstbewusstsein und dem allgemeinen Gefühl von Zufriedenheit und dem Gefühl von Glück oder glücklich sein ist

Wir haben es hier also mit einem Teufelskreis zu tun, der nur sehr schwierig zu unterbrechen ist.

Das geht vor allem nicht von alleine weg und nimmt erfahrungsgemäß im Alter zu. Nicht umsonst sagt man “wie ein Baby schlafen”.

Wenn man diesen Teufelskreis der Schlaflosigkeit durchbrechen möchte, muss man das aktiv angehen. Ich komme jetzt also zu meinem Fazit meiner Reise

Es hat sich für mich bewahrheitet, dass es drei wichtigste Stellschrauben für natürlichen Schlaf gibt: Licht, Bewegung und Ruhe.

1. Licht: Wir benötigen mehr natürliches Licht tagsüber und weniger künstliches Licht am Abend.

Menschen haben sich über Jahrtausende an einem festen Hell- Dunkel Rhythmus orientiert, der unseren Schlafrhythmus bestimmt hat. Der zirkadiane Rhythmus wird stark vom natürlichen Licht beeinflusst, dem wir tagsüber ausgesetzt sind.

Im Tagesablauf werden unterschiedliche Hormone vom Körper ausgeschüttet und steuern damit die Verdauung, das Immunsystem, den Blutdruck, die Fettverbrennung, den Appetit und auch den Schlaf.

Der Hypothalamus ist die Drüse, welche für die Steuerung der Hormone hauptsächlich verantwortlich ist. Licht signalisiert dem Hypothalamus und regt den Körper an das optimale Niveau von Tageshormomen zu produzieren und die biologische Uhr zu regulieren.

Zu wenig Lichteinstrahlung tagsüber und zu viel künstliches Licht am Abend beeinflussen den Schlaf negativ.

Wenn Sie mehr natürliches Licht tagsüber tanken, dann geben Sie Ihrem Körper einen Impuls für den Tag-Nacht-Rhythmus (Zirkadiane Rhythmen).

Zu viel künstliches, blaues Licht am Abend, hemmt die Melatoninproduktion und damit das Einschlafen.

2. Ausreichend körperliche Bewegung

Bewegung tagsüber bringt den Körper in Schwung, fördert die Gesundheit des Hormonhaushaltes und kurbelt den Stoffwechsel an.

Einige Punkte sollten Sie hierbei beachten:

Wenn Du an Stress leidest, solltest du dir eher Ruhe gönnen als zusätzliche starke anstrengende Tätigkeiten durchführen.

Zum Ausgleich sind dann ruhige und langsame Spaziergänge in einer natürlichen Umgebung (in Parks oder der Natur) besser geeignet als ein Workout im Fitness Studio.

Da sie möglichst positiv auf Ihren Tag-Nacht Rhythmus einwirken möchten, sollten sie Sport und Bewegung eher tagsüber machen.

Ausdauernde und flotte Spaziergänge von einer Stunde oder länger sollten zur täglichen Routine und Gewohnheit gemacht werden, da sie dabei Licht und Bewegung tanken können.

3. Ruhe und Entspannung

Streß ist eine der Hauptursachen für schlechten Schlaf und führt bei vielen Menschen dazu dass sie entweder nicht einschlafen können oder Nachts aufwachen, da sie Sorgen und Probleme mit ins Bett nehmen und die Gedanken kreisen und nicht zur Ruhe kommen wollen.

Auch körperliche Überanstrengung, vor allem Sport oder schwere Arbeiten am Abend können zu Schlaflosigkeit führen. Der Körper ist von der Bewegung aufgeheizt und benötigt 4 – 6 Stunden Zeit um die Körpertemperatur zu senken und damit die Schlafphase einzuläuten.

Was kann ich zur aktiven Entspannung tun?

Wir haben es teilweise verlernt die Unterschiede zwischen Anspannung und Entspannung zu spüren. Dies ist darauf zurückzuführen, dass unsere Tätigkeiten tagsüber mit geringer körperlicher Intensität erledigt werden und sich mit den Tätigkeiten zur Entspannung stark ähneln.

Wer den ganzen Tag am Computer sitzt und dann Abends vor dem Fernseher, befindet sich in einem dauerhaft leicht angespannten Zustand.

Reduzieren Sie Stress indem sie tagsüber mehrfach Innehalten und kurz die Zeit anhalten und Abends Ihre Aktivitäten bewusst runterfahren.

Tagsüber kleine und große Pausen einlegen

Vor allem wer unter psychisch bedingten Einschlafstörungen leidet und beim Einschlafen oder Nachts Probleme wälzt muss sich tagsüber mehr Zeit nehmen.

Welchen Nutzen haben kleine Pausen?

Unser Alltag kostet uns viel Kraft. Wir investieren all unsere Energie, dass alles irgendwie „funktioniert“. 

In den Ruhepausen können wir uns wieder Zeit für uns zu nehmen, aufatmen, uns zurückzulehnen und die Zügel ein wenig lockerer lassen.

In diesen Augenblicken des Innehaltens bekommen wir unsere Erschöpfung aus den Anstrengungen deutlich zu spüren. 

Dieses Spüren der eigenen Erschöpfung ist bereits heilsam, da wir in diesen Momenten in uns hineinhorchen und uns selbst der Anspannung bewusst werden.

Wir können diese Momente der Ruhe aber auch genießen. Das Bewusstmachen von positiven Momenten ist deshalb wichtig, damit negative Wahrnehmungen das Leben nicht bestimmen.

Geben Sie sich genügen Zeit um Ihren Gedanken bereits tagsüber freien Lauf zu lassen. Der Schlüssel ist sich ein Umfeld und Tätigkeiten zu suchten, die eine Tiefenentspannung ermöglichen, oszillierend zwischen absichtsloser Versenkung und fokussierter Aufmerksamkeit.

Zur Ruhe gehört auch die Digitale Achtsamkeit am Abend

Gegen 20:00 h ist unser Cortisolspiegel, welcher uns tagsüber antreibt auf dem niedrigsten Niveau angelangt. Die Melatoninausschüttung beginnt dann die Nachtruhe einzuläuten, vorausgesetzt wir befinden uns im Dunklen.

Künstliches Licht und das von Bildschirmen abgestrahlte blaue Licht verhindert Melatoninausschüttung. Damit verhindern wir den gesunden Schlaf, den wir benötigen um am nächsten Tag wieder fit zu sein.

Was hat mich spirutuell besonders beeindruckt?

Und spirituell. Was habe ich für mich mitgenommen in den letzten Wochen?

Zunächst einmal die Herzensgüte welche im Buddhismus die gesellschaftliche Basis bildet und die wichtigste Tugend darstellt. Im Hinduismus wird die Güte auch den Tieren entgegengebracht, das wird besonders beim wichtigsten Nutztier des Menschen, dem Rind deutlich. Die Verehrung von Kühen und die ausschließlich vegetarische Ernährung zeigen gesunde Grenzen der menschlichen Allmacht auf.

Bewusster Verzicht, ein Weniger, statt Mehr ist ein Teil dieser Güte und öffnet uns den Weg für die Transformation. 

Ich habe in den letzten Wochen nur sehr einfach gegessen, nur wenig Reis, Gemüse und Früchte und nur einfach geschlafen auf einer dünnen Matte und ich fühle mich gestärkt wie nie.

Die Möglichkeit einer Veränderung, die uns in der Rolle von Shiva gezeigt wird macht Mut:  Der Verzicht auf schlechte Gewohnheiten ist das Ende vom Alten und damit der Beginn des Neuen. 

Wichtig ist mit welcher Leichtigkeit und Anmut wir die Dinge loslassen, die wir nicht erreichen, die uns nicht vergönnt sind.

Lege deine unerfüllten Wünsche und Träume ab, wie einen alten abgetragenen Mantel und trauere diesem nicht mehr nach. So machst du Platz für Inspiration und neue Ideen.

Der zweite Bereich der mich spirituell berührt hat ist die Erkenntniss, dass wir nicht allein sind. 

Wir werden belebt von  einer alles durchdringende kosmische Kraft, eines der ganzen Welt zugrunde liegenden, all durchdringenden Prinzips.

Es ist die ursprüngliche Wirkkraft aus der alle Dinge, der Kosmos, das Leben und auch die Ordnung der Dinge entsteht. 

Wir sind Teil der Natur, sie durchdringt uns, fließt durch uns hindurch, wie Wasser unseren Körper durchströmt, wie Licht, das wir mit den Augen und unserer ganzen Haut aufnehmen. 

Wir sind abhängig von der kosmischen Rotation der Erde, vom Mond, der um die Erde kreist und  den Gezeiten, von den Kreisen, welche unsere Erde um die Sonne zieht und den Jahreszeiten.

Beim Aufenthalt mit der Natur tauschen wir Stoffe und Energien aus, Sauerstoff und Stickstoff sowie Elektronen und freie Radikale. 

Die Schöpfung und Natur nährt uns, heilt unsere Wunden sowohl körperlich als auch seelisch. Warum tut sie das? Weil wir ein Teil von Ihr sind. 

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Hosted by
Ralf Eisend

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